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Ersatz

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Ersatz

Wenn das Echte, das Eigentliche, nicht oder nur schwer zu haben ist und man trotzdem nicht darauf verzichten möchte oder kann, wird nach einem Ersatz gesucht. Angewandt auf alltägliche Genußmittel (z.B. Kaffeersatz) hat das deutsche Wort in der Nachkriegszeit einen zwiespältigen internationalen Rang erworben. Der Umgang mit Ersatz kann so pfiffig wie naiv oder resigniert bescheiden sein. Wer fertig angebotenen Ersatz akzeptiert, begnügt sich, wer sich Ersatz schafft, begnügt sich gerade nicht.

Die Suche nach Ersatz macht erfinderisch. Wer nicht die Mittel dazu hat, teure Kunstgegenstände zu sammeln, kann eine witzige Sammlung von Museumsshopsobjekten nach eigens erfundenen Gesichtspunkten zusammenbringen. Dabei wird ihm das „Echte, Eigentliche“ mit der Zeit herzlich gleichgültig werden, der Ersatz wird ihm seine „eigentliche“ Lustquelle sein. So erweist sich, wie bereits sprachlich zu erkennen, das „Ersatz Schaffen“ als schöpferische Tätigkeit und hat grundsätzlich mit Kunst zu tun (es heißt ja Kunstleder und Kunstseide).

Was sind schließlich Metapher und Symbol, ohne die keine Kunst auskommt, anderes als Ersatz für das „Eigentliche“? Bei Fontane behauptet jemand an einem Herrenabend bei Prinz Louis Ferdinand (in Schach von Wuthenow):“ Die Surrogate bedeuten überhaupt alles im Leben und sind recht eigentlich die letzte Weisheitsessenz“. Und der Prinz meint dazu: „Es muß sehr gut mit Ihnen stehn (...),.daß Sie sich zu solchen Ungeheuerlichkeiten offen bekennen können.“

Jutta Prasse

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