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Fetisch

Fetisch als Christbaumschmuck, angemessen verpackt. Foto G.F.
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Fetisch
Fetisch als Christbaumschmuck, angemessen verpackt. Foto G.F.

I

Fetisch, abgeleitet vom lat. facticius, (nachgemacht) bzw. facere (machen), in der Folge von port. feitiço (Zauberei, Hexerei) bzw. dem Adjektiv feitiço (unecht, künstlich, nachgemacht)

II

Ein Glanz auf der Nase, Stiefeletten, ein Muttermal auf der Schulter, Stöckelschuhe, Satinunterwäsche, Latex, Lackmäntel usw. usw... Wenn eine bestimmte Eigenschaft am Sexualobjekt oder die Anwesenheit eines bestimmtem Gegenstands die unabdingbare und meist zureichende Bedingung ist, damit der Geschlechtsakt vollzogen werden kann, so hat dieses Ding die magische Macht eines Fetischs und wird wie ein solcher gehegt und verehrt.

Freuds Patient, dessen aus ersten Kinderzeiten stammender Fetisch ein „Glanz auf der Nase“ war, hatte in seiner Kindheit englisch gesprochen, und so erwies sich der Glanz eigentlich als ein „Blick auf die Nase“ (glance). Er wollte schlicht die Nase sehen, aber eine mit einer ganz besonderen Eigenschaft ausgestatteten. Die Nase steht (auch im populären Verständnis) für den Penis wie nach Freuds Behauptung jeder Fetisch, doch das Besondere an diesem hochbedeutsamen Gegenstand ist : „der Fetisch ist der Ersatz für den Phallus des Weibes (der Mutter), an den das Knäblein geglaubt hat und auf den es - wir wissen warum - nicht verzichten will“ (Fetischismus, 1927)

Die Fetische im Sexualleben erfüllen damit die großartige Funktion der Verleugnung eines Wissens um die Penislosigkeit der Frau, das der Kastrationsangst Nahrung gibt. Fetische eignen sich entweder durch ihre Gestalt als Penisersatz - spitze Schuhe, hohe Absätze - oder vertreten die letzten Hüllen oder Formen, die vor der Entblößung des weiblichen Genitales die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben (oft aus der Kinderperspektive von unten), Füße, Strümpfe, Unterwäsche, Pelzwerk usw.

Fetische sind zu haben, man kann sie sich besorgen. Vielleicht kauft man sie im Museumsshop, um sich vor der traumatischen Begegnung mit der ausgestellten Kunst zu schützen. Mit Hilfe dieser Gegenstände kommt man dann, gewappnet gegen etwas Unerträgliches, das entblößt werden könnte, doch zu einem Genuß.

Jutta Prasse

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