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Darum eine Debatte zu:

Jüdische Museen zwischen Universalismus und Partikularismus

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Jüdische Museen zwischen Universalismus und Partikularismus

Jüdische Museen lösen regelmäßig öffentliche Debatten aus. Debatten, in denen immer wieder die Frage verhandelt wird, wem sie eigentlich Rechenschaft schuldig sind. Einer demokratischen Öffentlichkeit oder den jüdischen Gemeinden? Sollen sie ein „authentisches“ Judentum repräsentieren? Oder ein Bild jüdischer Vielfalt? Aber wer bestimmt, was das eine oder das andere ist? Wem "gehören" Jüdische Museen? Und wem gehören ihre Sammlungen? Eine Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems über „Ausgestopfte Juden?“ Geschichte, Gegenwart und Zukunft Jüdischer Museen öffnet diesen Fragen gegenwärtig breiten Raum - ab Juli 2023 ist sie dann in Leipzig im Grassi Museum zu sehen. Aber auch andernorts wird diese Auseinandersetzung derzeit – mit teils auch scharfen Tönen – öffentlich geführt.

Jüdische Museen haben höchst unterschiedliche Entstehungsgeschichten, ihre Trägerschaft reicht von Staaten und Gebietskörperschaften, bis hin zu Vereinen und Stiftungen.Gemeinsam ist ihnen, Traditionen und Geschichte, kulturelle Diversität und Gegenwart einer „Minderheit“ zu präsentieren und zu erkunden - und deren materielles und visuelles Erbe zu bewahren. Und das in einer Welt, in der das Judentum für die meisten Menschen vor allem eine symbolische Bedeutung und Präsenz besitzt. So sind Juden und Jüdinnen als Individuen, ist das Judentum als Religion, Kultur oder politisch-sozial verfasste Gemeinschaft, ist schließlich auch der Staat Israel und seine umstrittene Realität vor allem eines: eine Projektionsfläche. Und dies für christliche wie muslimische Selbstdeutungen, für Auseinandersetzung über die Frage nach dem Verhältnis von säkularen Gesellschaften zu ihren religiösen Traditionsbeständen und unterschwelligen Identitätsbedürfnissen, für koloniale und post-koloniale Interessen, für unterschiedliche Vorstellungen von Demokratie und liberaler Gesellschaft, und vom Umgang mit Migration und kultureller Diversität.

Und so sind diese Projektionen, sind negative wie positive Ressentiments und Bilder entweder ausdrücklich und bewusst – oder unfreiwillig – immer auch Gegenstand der Arbeit Jüdischer Museen. Immer dann, wenn Jüdische Museen diese Fragen offensiv und öffentlich zur Diskussion stellen, dann kommt es auch zu gesellschaftlichem Streit, ob in Berlin oder Wien, in New York oder Chicago. Jüdische Museen werden dann zu exemplarischen Orten für die Grundfrage musealer Praxis: nach dem Verhältnis zwischen den Identitätsbegehren, den Zugehörigkeits- und Ausschlussmechanismen unserer Gesellschaft - und der realen Mehrdeutigkeit unserer materiellen Kultur, die wir „bewahren“ und erschließen sollen. In unserem Debattenschwerpunkt Jüdische Museen zwischen Universalismus und Partikularismus wollen wir diese Auseinandersetzung immer wieder von verschiedenen Seiten beleuchten und fortführen.

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