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Museumspädagogik

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Museumspädagogik

I

Unter Museumspädagogik sind heute alle Bemühungen um eine Bildungsarbeit für eine breite Öffentlichkeit mit dem in den Museen gesammelten und wissenschaftlich aufbereiteten Kulturgut zu verstehen. Museumspädagogik wird zur Zeit empirisch und pragmatisch betrieben; es gibt weder eine fachwissenschaftliche oder pädagogische Grundlage noch einen anerkannten Ausbildungsweg für Museumspädagogen (...) Schwerpunkte der Museumspädagogik sind zur Zeit: Bemühungen um eine didaktische Präsentation des Ausstellungsgutes, Beratung und Einweisung von Lehrern, Vorbereitung von Unterrichtseinheiten für verschiedene Schulstufen und Schulfächer, Bereitstellung von technischen Medien (Informationsblätter, audiovisuelle Programme). Museumspädagogische Maßnahmen richten sich zur Zeit im wesentlichen an Kinder, Jugendliche, Erwachsene mit Kindern.

Edda Kühlken: Museumspädagogik. Stichwort im Wörterbuch der Pädagogik, Bd.2, Freiburg/Basel/Wien 1977.

II

Es fällt auf, daß der "Begriff der Museumspädagogik für eine Vielzahl unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Praktiken einsteht. Suchen die einen Subjekt und Realien verstehend aufeinander zu beziehen - etwa durch die Ermöglichung selbständigen forschenden Sehens -, so zeigt sich bei den anderen ein Verständnis von Museumspädagogik als einer reinen Hilfswissenschaft für Zwecke der Vermittlung, des Informationstransportes oder - am schlimmsten - der Besuchereinwerbung [...] Gestützt auf profunde fachwissenschaftliche Kenntnise (über die ein Museumspädagoge wenigstens im selben Maße wie ein Fachlehrer am Gymnasium verfügen muß), auf erziehungswissenschaftliche Theorien und auf die Fähigkeit des theoriegeleiteten Hinversetzens in Besucher und Adressatengruppen mit ihren Interessen, ihren Wahrnehmungsweisen und ihren besonderen Aneignungspraktiken stellt der Museumspädagoge Forderungen an die Fachwissenschaftler im Museum und an die museale Präsentation selbst. Er fragt vor allem nach der Legitimation von Ausstellungen in gesellschaftlicher Hinsicht und nach ihrem Sinn für je konkrete Menschen. Daß eine solide museumspädagogische Praxis dabei - vor allem an den Realien selbst - Auskunft geben muß über ihre eigene Werte-Hierarchie und ihre eigenen Sinnvorstellungen ist ebenso klar, wie die Konzeption von Museen und Ausstellungen nicht nur Designern und Architekten überlassen werden kann."

Detlef Hoffmann, Volkhard Knigge: Museumspädagogik, in: Sebastian Müller-Rolli: Kulturpädagogik und Kulturarbeit. Grundlagen, Praxisfelder, Ausbildung. Weinheim und München 1980.

III

"Auffallend ist eine Verlagerung der Intentionen der Museumspädagogik in den letzten Jahren vom vorherrschenden 'Kenntnisse- und Wissensvermitteln' zu Zielen wie 'Erlebnisfähigkeit steigern', 'affektive Reaktionen stimulieren', 'sinnliche Erfahrungen ermöglichen', 'Auseinandersetzungen mit der eigenen Geschichte fördern', 'Selbsterfahrungsprozesse einleiten', 'kritische Beurteilung und selbständiges Handeln fördern'.
Methodisch wird Belehrung, rezeptives Verhalten, frontales Dozieren - Führen - vermieden; dagegen wird: angeregt, animiert, einbezogen, beteiligt, aktiviert.
Inzwischen hat sich das Museum in vielen Fällen längst vom 'Musentempel' zum 'Lernort' entwickelt, wobei dieser Begriff sich zwar als praktikabel eingebürgert hat, aber bei weitem nicht das assoziiert, was heute darunter verstanden wird. Viele Museumspädagogen haben bewiesen, daß 'Lernen' in unserem Sinne viel mehr mit geistigen und sinnlichen Erfahrungen, Erlebnissen, schöpferischen Tätigkeiten, sozialem Handeln und spielerischen Aneignungsformen zu tun hat, als das trockene Wort 'Lernort' signalisiert."

Cornelia Brüninghaus-Knubel: "Das Museum als Pädagoge". Nationale und internationale Tendenzen in der Museumspädagogik, in: Haimo Liebich, Wolfgang Zacharias (Hg.): Vom Umgang mit Dingen. Ein Reader zur Museumspädagogik heute. München 1987

IV

Mit der allgemeinen Einrichtung einer speziellen Museumspädagogik in Museen mit ausgebildeter Arbeitsteilung, in einer Aufbauentwicklung, der sich in deutschsprachigen Ländern jedenfalls im großen und ganzen zwischen 1965 und 1990 vollzog, wurden ältere Wünsche nach einem besseren Kommunikation mit anderen bestehenden Bildungsorganisationen heraufholbar. Unter anderem ließen sich auch Führungsaufgaben differenzieren, so dass sie schulischen Themen- und Methodenbedürfnissen kleinteiliger anpassbar wurden.
Ein Spektrum neuer Programmöglichkeiten entstand und wurde ausgedrückt. Auf Museumspädagogik spezialisierte Zentren verstärkten auch organisatorisch-technische Voraussetzungen für ein breiteres Führungsangebot.

In der museumspädagogischen Version wurden Führungen methodisch erweitert (etwa um Praxisaufgaben), ihre Verfahren wurden zum Teil verwandelt (modifizierte Rundgänge), zum Teil ergänzt (etwa Gruppenteilung oder Arbeitsgruppenbildung), ihre Ausgestaltung in Hinblick auf eingeschränkte Zielgruppen und die Erweiterung methodischer Standardsituationen ("Praxisbezug") wie auch Versuche mit der Integration in ausgedehntere Vorgänge und Projektarbeit wurden unternommen.

Frank Jürgensen

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