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Unordnung

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Unordnung

I

Ich flüchte in den hölzernen Industriepalast, ich gehe auf und ab, rechts und links, ich versuche stehen zu bleiben, aber wenn mein Auge auch wirklich auf einem Gegenstande haften bleibt, irrt meine Nase in die Ferne, und unstät und flüchtig, wandere ich, das Kainszeichen des Laien auf der Stirne, von der ,Imperial-Zuckerrübe mit rothem Anfluge’ zu den ,ungewaschenen Wollmustern’, von dem ,Hirsch, von Wölfen verfolgt’, zu den ,weißen Fisolen’, von den ‚Theezwiebacken’ zu den ,Timotheus-Grassamen’; von dem ,k.k. pr. regulirbaren Maschinen-Selbstschmierer ohne Docht’ zu der ,verbesserten Neu-England-Handmaschine mit Stepp- und Kettenstich’; von ,Gemperle's Feigenkaffee’ zu den ,Bauchbinden’; von der ,Coffir-Maschine’ zu der ,Tätowirzange für Schafe’.

Daniel Spitzer, Neue Freie Presse 1866.

II

Es gibt Beziehungen zwischen Warenhaus und Museum, zwischen den(en) der Bazar ein vermittelndes Glied schafft. Die Massierung der Kunstwerke im Museum nähert sie den Waren an, die, wo sie sich dem Passanten in Massen darbieten, die Vorstellung in ihm wecken, auch auf ihn müsse ein Anteil daran entfallen.

Walter Benjamin: Das Passagen-Werk. Frankfurt a.M. 1983 (2 Bde), I, S. 522.

III

Durch die obrigkeitliche Gebärde und das Gefühl, unter Zwang zu stehen, schon zu Eis geworden, betrete ich einen Raum mit Plastiken, darin kaltes Durcheinander herrscht. Eine blendend weiße Büste wird zwischen den Beinen eines Ringkämpfers aus Bronze sichtbar. Die Gelassenheit und die Heftigkeit der Bewegungen, das Getändel, das Gelächel, die Verkrampfungen, gewagteste Gleichgewichtsakte setzen in meinem Gemüte ein unerträglich quälendes Mosaik von Eindrucken zusammen. Ich stehe inmitten eines Aufruhrs eingefrorener Kreaturen, deren jede einzelne, - ohne daß es ihr gewährt wurde - nach dem Nichtvorhandensein aller anderen schreit. - Und dabei rede ich noch nicht einmal von dem Chaos all dieser Ausmaße ohne gemeinsamen Maßstab, dem unvorstellbaren Gemenge von Riesen und Zwergen, noch auch von jener vereinfachenden Darstellung des Ganges der Entwicklung, die uns solch eine Ansammlung vollendeter und unvollendeter, verstümmelter und restaurierter Wesen, von Ungeheuern und feinen Herren darbietet...

Paul Valery

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