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Wachsfigurenkabinett

Wachsbildnis Jean Paul Marat, von Charlotte Corday am 13. Juli 1793 erstochen
Wachsbildnis Jean Paul Marat, von Charlotte Corday am 13. Juli 1793 erstochen
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Wachsfigurenkabinett
Wachsbildnis Jean Paul Marat, von Charlotte Corday am 13. Juli 1793 erstochen

Marie Gresholtz, die als Sechsjährige mit ihrem Onkel Philippe Curtius, der sie die Wachsbildnerei gelehrt hatte, nach Paris gekommen war, arbeitete zunächst im Dienste der Schwester der Königin in Versailles. Bei Ausbruch der Revolution kehrte sie nach Paris zurück.

Curtius beteiligte sich - als Sympathisant der Jakobiner -, am Bastillesturm. Beim Tode Neckers und Philippe von Orléans stürmten die Massen sein Wachsfigurenkabinett, nahmen die Porträts der beiden an sich, hüllten sie in Trauerflor und trugen sie im Triumph durch die Straßen.

Die Wachsbildnerei entpuppte sich als ein geeignetes Mittel der Verknüpfung von Politik und Veranschaulichung, Verbildlichung.

Auf Jacques Louis Davids Betreiben, der mit Curtius befreundet war, beauftragte der Nationalkonvent Marie damit, den toten Marat, wie es scheint unmttelbar nach dessen Ermordnung, d.h. nach dessen totem Körper, in Wachs zu bilden. Marats Wachsbild - das in einer dritten oder vierten Kopie erhalten ist -, zeigte ihn in der Badewanne. David arbeitete gleichzeitig an seinem berühmten Gemälde und beide Bildwerke beziehen sich aufeinander und verarbeiten die christliche Ikonografie des toten, sichtbar Wunden tragenden Christus.

Marie war während des Terrors weiter damit beschäftigt, Wachsbildnisse der Opfer des terreurs, deren Köpfe sie unmittelbar von der Guillotinierung bezog,  - als ein erzieherische, abschreckendes oder anstachelndes Mittel -, herzustellen. Manche von ihnen bilden drastisch und plastisch die Wunden und das Blut der Guillotinierten nach. Die Nachfahren Madame Tussauds bemühten sich, deren Vergangenheit und Tätigkeit in der Französischen Revolution zu beschönigen und zu reinigen, Madame Tussaud verwischte selbst ihre Spuren gründlich, aber die Wachsbilder überlebten als Dokumente der Grausamkeiten der Revolution.

Seit 1802, dem Jahr in dem sie Frankreich verließen, waren sie auf Tourneen gezeigt worden, seit 1833 permanent in London. Im Wachsfigurenkabinett, das den neuen Namen Marie Gresholtz' trug: Madame Tussaud.

Gottfried Fliedl

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